Die Poststation Lieser an der Niederländischen
Postroute der (Thurn und) Taxis-Post von
Brüssel nach Augsburg, Innsbruck und Italien vom
16.Jahrhundert bis zur Schließung 1728-34
Übersicht in Form einer
Zeittabelle
Gudrun
Meyer
Das Winzerdorf Lieser an der Mittelmosel, nahe Bernkastel-Kues, beherbergte im 16. und 17. Jahrhundert eine
wichtige Poststation an der Niederländischen Postroute von Brüssel über Augsburg nach Innsbruck und Italien.
Dies geht auch aus dem ältesten Repertorium des Jahres 1689 im Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv zu Regensburg
(FZA HFS 790) hervor, wo das Postamt (office) Lieser und die Korrespondenz mit dem Lieserer Postmeister (commis)
Philipp Umbescheiden eigens erwähnt werden.
Eine solche Stellung verdankte die Poststation Lieser der günstigen Lage an der Reichsstraße von Mainz nach Trier
und der Fähre über die Mosel. So galt Lieser als Grenzstation und Endpunkt des Steckenabschnittes Brüssel-Lieser,
sowie Augsburg-Rheinhausen-Lieser. Von Lieser zweigte am Ende des Dreißigjährigen Krieges eine Umleitungsroute
über Alf, Karden und Dietkirchen/Lahn nach Frankfurt, Nürnberg und Augsburg ab, in den Jahren 1672/3 eine Route
nach Roermond über Daun und Gerolstein, sowie seit 1672 eine Verbindung zwischen Trier und Koblenz. Bis 1672 war
Lieser das Hauptpostamt für das Trierer Kurfürstentum und die Stadt Trier. Mit der Eröffnung eines eigenen Postamts in
Trier im Jahre 1672 war Lieser nur noch für dien Briefverkehr mit der Grafschaft Veldenz zuständig.
Die exponierte Lage an der Reichsstraße hatte jedoch auch zur Folge, dass der Ort und der Posthof in Kriegszeiten
häufig von Soldaten geplündert wurden. Dies galt besonders für die Eroberungskriege unter Ludwig XIV.
Der Niedergang der Poststation Lieser mit der Schließung 1728 hatte mehrere Gründe:
So wurden viele Städte, die sich noch im 16.Jahrhundert geweigert hatten, nachts ihre Tore für die Post zu öffnen,
wegen des höheren Briefaufkommens zu Zentren der Post. 1672 erhielt Trier ein eigenes Postamt, 1698 wurde die
Niederländische Postroute ab Trier unter Umgehung von Lieser über Büdlich und Haag verlagert, und 1725 entstand
eine Postkutschenlinie von Trier über Wittlich nach Koblenz. Als auch die reitende Post im Januar 1728 von der
Moselroute auf die Postkutschenlinie verlegt wurde, trat Wittlich endgültig an die Stelle von Lieser. Der letzte
Lieserer Posthalter durfte zwar bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1734 noch von Lieser aus die Post für die
Umgebung verteilen, aber direkt danach wurde die Poststation Lieser zugunsten von Bernkastel aufgegeben.
Selbst das Postamt Rheinhausen gegenüber von Speyer, das im 15.-17. Jahrhundert die wichtigste Station zwischen
Augsburg und Brüssel war, wäre beinahe vom selben Schicksal getroffen worden und sollte nach einer
Teilverlagerung im Jahre 1745 geschlossen werden, existierte aber wegen der Verbindung mit dem Elsass bis 1803
weiter.
In Lieser blieb ein Großteil der Anlage aus dem 16.-18.Jahrhundert erhalten. Die Gebäude im „Alten Posthof“
wurden zwar zu Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden umgebaut, aber nicht abgerissen. Dank öffentlicher und
privater Initiative konnte ein Großteil der noch vorhandenen Bausubstanz aus dem frühen 16. bis 18 Jahrhundert
wiedergewonnen werden, sodass sich die Poststation Lieser heute als ein relativ intaktes Ensemble präsentiert.
Die folgende Übersicht in Form einer Zeittabelle ist eine Ergänzung der Datensammlung von Ernst Otto Simon,
im: Archiv für deutsche Postgeschichte 1/90.
Der Wittlicher Heimatforscher Franz Schmitt hat 1988 in seiner Chronik des Weindorfes Lieser (Cn) weitere
wertvolle Aufbauarbeit geleistet, die in diese Zeittafel eingeflossen ist.
Eigene tiefer gehende Forschungen zur Geschichte der Poststation Lieser beruhen auf den Kirchenbüchern Lieser ab
1649, Bernkastel und Wittlich ab ca. 1600 (KB), sowie auf unpublizierten Quellen im Fürst Thurn- und Taxis-
Zentralarchiv und dem Nachlass von Johann Maria Warschitz in Regensburg, die die Verfasserin einsehen konnte.
Ein erster Glücksfall war die Auffindung einer fast vollständigen französischsprachigen Korrespondenz aus dem Jahre
1651 zwischen dem Generalerbpostmeister Graf Lamoral Claudius Franciscus von (Thurn und) Taxis in Brüssel und
dem bedeutendsten Lieserer Postmeister Philipp Umbescheiden, die inzwischen, ebenso wie der Postraub von 1561, als
Eigendruck vorliegt.
Ein weiterer Glücksfall war im Juli 2007 die Auffindung eines undatierten Reitplans im Nachlass von Johann Maria
Warschitz, Diplomat und Geheimsekretär des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, im Archiv des Katharinenspitals
Regensburg. Dieser Plan nennt die später belegten Poststationen zwischen Brüssel und Rheinhausen und stammt
zusammen mit einem Berechtigungsschein für Postreisende vom 22. Januar 1522.
Trotzdem gibt es noch Dokumentationslücken, die vielleicht nach Auffindung weiterer Quellen geschlossen werden
können. Besonders schlecht belegt sind das 16. und frühe 17. Jahrhundert, sowie die Zeit nach der Schließung der
Poststation Lieser, zwischen 1734 und 1895.
Hier liegen nur der Kataster-Urriss von 1830, sowie spätere Kataster-Eintragungen vor, die vielleicht zusammen mit
den Kirchenbüchern ein vollständigeres Bild ergeben werden.
Hinweise auf sonstige, auch regionale Quellen, die nicht in diese Übersicht eingeflossen sind, nimmt die Verfasserin
dankbar entgegen.
Dokumentation der
Poststation Lieser
Eine fortlaufend nach dem
neuesten Forschungsstand
aktualisierte
Zusammenstellung von Gudrun Meyer
(letzte Änderung: 24.11.2007)
1486 Maximilian
I deutscher König (erst 1508 Selbsternennung zum Kaiser)
1493 Tod des Kaisers Friedrich III, 1508-1519
Maximilian I „erwählter römischer Kaiser“
1490 Einrichtung
einer bei Tag und Nacht reitenden Stafettenpost mit Reiter und Pferdewechsel
im Abstand von ca. 38 km.
Die Postreiter werden in Herbergen stationiert.[2]
Erster Postkurs von Mecheln,
nördl. von Brüssel, nach Innsbruck und Italien/Rom.
1505 Postvertrag
zwischen Philipp I von Kastilien/Burgund und Franz de Tassis, Zeitvorgabe für
die Route von Mecheln oder
Brüssel nach Innsbruck = 5,5 Tage (Winter 6,5 Tage).
1506 Nach
einem Postlaufzettel führt die Route über Bad Breisich, Hatzenport und
Rheinböllen.[3]
Da sich die Routen nach dem
Aufenthaltsort von Maximilian I richten und somit ständig
ändern, gibt es noch keine
festen Poststationen mit Posthaltern.
1512 Reichstag
zu Trier. Einrichtung einer Sonderroute von Brüssel über Trier nach Innsbruck.[4]
Am 31.Mai erhalten die
Tassis den deutschen Adelstitel (v. Taxis).[5]
1516 12.11.
Postvertrag zwischen Karl I von Spanien (dem späteren Karl V) und Franz, sowie
Joh.Bapt. v.Taxis. Geplante
Einrichtung einer festen Route von Brüssel nach Innsbruck und
Italien. Verkürzung der
Wegezeit Brüssel-Innsbruck auf 5 Tage (Winter 6 Tage).
1517 31.10. Luthers 95 Thesen, Beginn der
Reformation
1519-58 Karl V, Abdankungen 1555/8; ab 1556 (offiziell
1558:) Ferdinand I
1556-98 Philipp II von Spanien, Unterdrückung der
Niederlande
Bedingt durch die Moselfähre an der
Reichsstraße von Trier nach Mainz ist
Lieser ein günstiger
Standort für eine feste Poststation an der Route
Brüssel-Augsburg-Innsbruck-Trient-Italien. Der
erste sichere
Beleg stammt aus den Jahren 1521-1531,
womit eine Frühdatierung bestätigt wird.[6]
Wahrscheinlich ist der erste Lieserer
Posthalter identisch mit dem Fährmann.
nach 1516 Einrichtung eines neuen
Kurses der „niederländischen Postroute“ von Brüssel nach
Augsburg, Innsbruck, Trient und Italien mit den Wechselstationen
Wavre, Namur,
Emptinnes, Lignier, Flamisoul, Arzfeld, Nattenheim (nach 1587 Bickendorf) [7],
Lieser,
Moselfähre, Eckweiler, Flonheim, Puffelken (=Pfiffigheim?
bei Worms),
vorbei an Speyer nach Rheinhausen bei Speyer ...
Augsburg und Innsbruck nach
Trient und Italien. Von Brüssel bis Flamisoul ist
die Route identisch mit der Route nach Burgund.
um
1517 Erstes Gebäude am „Alten
Posthof“ zu Lieser (Haus No.3, Fährhaus). Das Datum über dem
Türsturz ist jedoch
sekundär. Wahrscheinlich ist das Haus älter.
bis 1519 Die Postroute von
Brüssel nach Innsbruck und Italien verläuft wegen der Ächtung Herzog
Ulrichs, Sickingens Belagerung von Worms und der Unpassierbarkeit
von Württemberg
keinesfalls
über Lieser, sondern ab Flamisoul (bei Bastogne) über Metz, Straßburg und den
Bodensee.[8]
1522,
22.01. Erster Beleg für die
Poststation Lieser mit Nennung der Pferdewechselstationen ab Brüssel
mit Reitzeiten. [9]
Die Ortsnamen sind identisch mit den nach 1550 belegten Poststationen.
1524 In einer Lieserer
Weinbergspächterliste wird „Niclais der verr“(=Fährmann) erwähnt, aber
auch ein Hentgen Ludwig, von
dem die Lieserer Postmeisterfamilie abstammen könnte.
1537 Die Niederländische Postroute
verläuft von Brüssel über Arzfeld in der Westeifel, womit der
Postkurs über die Eifel, Lieser und den Hunsrück
erneut indirekt bestätigt wird.[10]
[11]
1551 Einführung einer zu festen Zeiten
verkehrenden ordinari-Post.,
verbunden mit einem
kürzeren Abstand der Wechselstationen.
Binsfeld (Postkreuz) und Laufersweiler kommen
hinzu Die
Poststationen Nattenheim (1553) und Lieser sind berechtigt, Briefe anzunehmen.
1555 25.April, Markustag: erste Erwähnung der Poststation
Lieser in Trier. Ein Stadtbote gibt in
Lieser einen Brief in Richtung Augsburg-Prag auf.[12]
1561 27.August: Überfall auf die
reitende Post zwischen Laufersweiler und Eckweiler.[13]
Zwischen dem 14. und 18.Nov.
befragt der Hofpostmeister Kaiser Ferdinands I, Christoph
v. Taxis,
in der Stube des Lieserer Postmeisters die Posthalter von Laufersweiler
und
Eckweiler.
1563/4 Nennung der Poststation Lieser im Reisebuch
des Giovanni Da L’Herba.[14]
1565/7 Beginn
des Aufstandes der Niederlande
1576 Staatsstreich Wilhelms von Oranien
(Genter Pazifikation)
1577 Gefangennahme des Generalpostmeisters
Leonard v. Taxis
-
Zahlungsunfähigkeit der Post
–
1582 gregorianische Kalenderreform.
1578-95 verschiedene Post-Reformationsversuche
1582 Neubau Haus Posthof 7
(archäologisches Datum, Initialen A.B.plus J?).
Im selben Jahr flieht
Giordano Bruno von Paris über Metz und Lieser nach Mainz.
vor
1585/6 Posthalter Luduwich, Vorname
unbekannt. Name entstellt zu Loduwich
Binsaure(sic!).[15]
1585/6 Posthalterin Caterine Binsaure(?),
Wwe. des verstorbenen Posthalters Loduwich. [16]
1587 Posthalter Matthias Lodewyck
(Ludwig), nachweisbar bis 1598.[17]
1596 Postordnung in der Version für
Lieser. Auch der Fährmann muss sich an die Zeitvorgaben
halten. Unterschrift:
„Matthias Lodtwich, posthalter zu Lesser“.
1598 derselbe, Gehaltsforderung an
Lamoral v.Taxis in Brüssel.
1615 Die Strecke von Augsburg bis
einschließlich Lieser wird von Augsburg aus finanziert.
1619-1637 Kaiser Ferdinand II
1618-1648 Dreißigjähriger Krieg
1637-1657 Kaiser Ferdinand III
spätestens 1622 Posthalter Nicolas Ludwig
(„Ludtwich“).[18]
um
1624? Neubau oder
Umbau/Erweiterung des Posthauses (Haus No.5 und 6 am Posthof)[19]
1624 Nennung des Postmeisters
Nicolas Ludwig in einer Steuerliste (1628 Pächterliste?[20])
1627 Posthalter Henrich Clais (Clas Herwil ist
eine Verlesung!) Clais war lt. Steuerliste
„Fischer“, recte
Fährmann. Er beantragt vergeblich einen Schutzbrief (Salvaguardia). [21]
1631 Nennung des Lieserer
Posthalters Nicolas <Ludwig> im Kirchenbuch Bernkastel[22]
1632 kriegsbedingte Verlagerung der
Niederländischen Postroute von Brüssel über Flamisoul,
Nancy und Breisach nach
Augsburg, unter Umgehung von Lieser.
Ende
1635 Tod des Lieserer Postmeisters
Nicolaus Ludwig[23] Er hinterlässt eine Tochter Catharina und
einen neunjährigen Sohn Matthias.
1636 Rückverlagerung der Route über
Lieser, den Hunsrück und Rheinhausen.
Januar
1637 Philipp Umbescheiden heiratet
die Witwe des Postmeisters Nicolaus Ludwig.
1636-1676 Postmeister („commis“) Philipp
Umbescheiden (recte: Joh.Philipp Umbescheiden) [24],
zunächst in Stellvertretung
für seinen minderjährigen Stiefsohn Matthias Ludwig.
1638 Erstmalige Erwähnung eines „alt
Posthaus(es)“ zu Lieser, im Gegensatz zum Neubau[25]
1644 Ein Postkurier aus Brüssel, der
mit 11 Postpaketen unterwegs war, darunter je eines für
Lieser, Kreuznach,
Rheinhausen, Augsburg, Wien, Mailand, Mantua, Rom und dreien für
Venedig wird bei Haguenau im
Elsass ausgeraubt.[26]
(1645-1648) Nach der französischen Besetzung des
Hunsrücks, nachweisbar ab 1646: Umleitung der
Niederländischen Postroute
ab Lieser über Alf, Karden, Lay, Rheinfähre bei Koblenz, ...
Dietkirchen bei Limburg ...
Frankfurt und Nürnberg nach Augsburg.
1645-1715 Ludwig XIV
von Frankreich
1648 Westfälischer Friede
1649-1651 Demobilisierungskongress in
Nürnberg
bis 1659 französisch-spanischer Krieg,
betroffen auch Flandern und Lothringen
1648 Ph. Umbescheiden berichtet,
dass die Posthalter im Hunsrück die Arbeit wiederaufnehmen
wollen.[27]
Die Rückverlagerung der Niederländischen Postroute wird jedoch auf Januar 1651
verschoben.
1651 Ab dem 17.Jan. reitet die Post wieder
auf der alten Route über den Hunsrück.
18./19.Januar:
Katastrophales Moselhochwasser. Das Fährhaus (Haus No.3) und Haus No.7
stehen bis zum Giebel im
Wasser.
Ab Mai Verhandlungen des
Brüsseler Generalerbpostmeisters Graf v.Thurn und Taxis mit
dem Trierer Fürstbischof.
Fußbotenpost zw. Lieser und Koblenz über Alf und Karden. Neue
Poststation in Koblenz.
August: Überfall auf die ordinari-Post zwischen Binsfeld und
Lieser.[28]
1654 Nach einer Steuerliste ist
Philipp Umbescheiden der reichste Mann im Dorf, 2 Häuser.[29]
1658-1705 Kaiser Leopold I
1667-1668 französischer Devolutionskrieg gg.
Spanien und die span. Niederlande
1672-1678 französisch-holländischer Krieg,
1673-1675 französische Besetzung Triers
1672 Nach Verhandlungen mit dem Trierer
Fürstbischof erhält Trier ein eigenes Postamt.
Matthias Ludwig, der Sohn
des 1635 verstorbenen Lieserer Posthalters Nicolaus Ludwig
wird zum Trierer „Commis“
(=Postverwalter, Postamtsleiter) ernannt.
Von Lieser zweigt eine
Postroute über Daun und Gerolstein nach Roermond ab.[30]
1673-1675/6
Französische Besetzung Triers.
Neueröffnung des Trierer Postamts 1675/6.[31]
1675 Vor dem 23.April: schwere
Plünderung des Dorfes und der Poststation Lieser durch die
Franzosen.[32]
1676 Am 5.Januar stirbt Philipp
Umbescheiden. Beisetzung am 6.Jan. in der Lieserer Kirche.
Nachfolger als „Commis“
ist der evangelische Johannes (Joes)
Niclaß Schimper.
1676-
ca.1681 „Commis“ (= Postamtsleiter)
Johannes (Joes) Niclaß Schimper [33]
1676 Ihm unterstellt ist Nicolaus
Kauth, der bereits am 08.Dez.1676 im KB1 Lieser als „magister
postarii“ gilt Am 18.08.1684 gilt er lt. KB Bernkastel als „praefectus postarae“.
1680 Heirat des „magister postae“
Niclaß Kauth[34],
Nennung in den Steuerlisten von 1683/4/5
(ohne Berufsbezeichnung), 1690
Berufung zum Sendschöffen.[35]
ab 1681 Reunionskriege, frz. Besetzung
Luxemburgs bis 1698
1688-1697 französischer Krieg gegen die
Pfalz
1693 und 1698! französische Schiffsbrücke über die Mosel
bei Lieser
1681 Verlagerung der
Niederländischen Postroute über Luxemburg, Wecker, Trier, Lieser.
Schließung der
Poststation Binsfeld (lt. Winterscheid um 1695, lt. Bodé bereits 1680/81).
1687 Geburt des letzten Lieserer
Posthalters Joh. Nicolas Kauth.
1698 Endgültige Verlagerung der
Niederländischen Postroute über Luxemburg (Stadt), Wecker,
Trier, Büdlich, Haag,
Laufersweiler, unter Umgehung von Lieser.[36]
1699 N. Kauth wird in einer
Pächterverordnung eindeutig als Postmeister bezeichnet,[37]
dgl. in
einer
Steuerschätzungsliste von 1702.[38]
1701-1704 kurzfristige Rückverlagerung der
Niederländischen Postroute über Lieser und Koblenz.[39]
1702-1714 spanischer Erbfolgekrieg, frz.
Besetzung von Trier und Lieser
1702 frz. Schiffsbrücke über
die Mosel bei Lieser
1708 13.Dezember: Tod des
Postmeisters N.Kauth, Nachfolger:dessen Sohn Joh. Jakob Kauth.
1711 Am 09.April wird der „postarius“ (Posthalter) Joh. Jakob
Kauth im KB2 als Pate genannt.
1713 Heirat des „Postarius“ Johann
(Hanß) Jakob Kauth (KB2).
Französische
Seuchensperre im Postamt Lieser.
1713-1740 Kaiser Karl
VI
1715-1774 Ludwig XV von Frankreich
1718 Geplante, aber nicht
durchgeführte Wiederherstellung der Poststraßen an der Mosel.
1725 Einrichtung einer für Postwagen
geeigneten Linie durch die Eifel.
Wittlich wird Anlaufstation
für die Postkutschen. Geplante neue Route für die reitende Post.
1725 Umbau des Zentralgebäudes (Haus
Posthof 5-6) der Poststation Lieser. Die Arkaden in der
ersten Etage werden
zugemauert. Vermutlich erste Teilung des
Hauses.
1726 Umbau Haus Posthof 7 zu einem
vergrößerten Wohngebäude.
1727 Verlagerung der reitenden Post
von Trier nach Koblenz auf die neue Eifellinie.
1728 12.Januar: Schließung der
Poststation Lieser.
Lieser bleibt jedoch bis
1734 Verteilerstation für die Nachbarorte.[40]
1734 04.05. Tod des letzten Lieserer
Posthalters. „postarius“ J.J.Kauth im Alter von 46 Jahren.
Endgültige Schließung der
Poststation Lieser, Neueröffnung eines Postamts in Bernkastel.
1745-1765 Kaiser Franz I und „Kaiserin“
Maria Theresia
1740-1786 Friedrich der Große, König von
Preußen
1742 Nach der kurfürstlichen
Verordnung für Lieser wird die Post weiterhin mit der Lieserer
Moselfähre <in Richtung
Bernkastel> transportiert. Der Fährmann soll die Post
vorrangig übersetzen.[41]
1750 Neubau Haus Posthof No.4 als
Wohngebäude.
ca.1750-51 Neueinrichtung einer Postroute
(Felleisenpost) von Brüssel nach Augsburg, Anlaufstationen
sind u.a.: Himmerod,
Wittlich, Bernkastel, Moorbach; Nutzung der Lieserer Fähre.[42]
Koblenzer Vorschlag, in
Lieser wieder eine Poststation einzurichten.
1751 Der Trierer Postmeister
v.Pidoll verhindert mit seinem Brief an Fürst Alexander Ferdinand
v. Thurn und Taxis aus
Kostengründen die geplante Wiedereröffnung der Poststation
Lieser.[43]
---
1883 Neueröffnung einer Poststelle
in Lieser auf Anweisung von Heinrich v. Stephan.[44]
1994 31.Dez.: Zweite Schließung des
Lieserer Postamtes.
Eine Verkaufsstelle in der
Drogerie bleibt bestehen.
---
1830 Nach dem Kataster-Urriss ist
das Zentralgebäude (Haus Posthof 5 und 6) bereits in zwei
Wohnungen
geteilt, und es besteht ein Anbau an Haus 5 (=linker Teil des Zentralgebäudes).
nach
1830 Abriss des linken Teils des
Fährhauses (Haus No.3) und des linken Teils der Scheune, um
Platz für einen Schulhof zu
gewinnen.
1883 Neue Teilung des
Zentralgebäudes in Haus No.5 und 6, Umbau von Haus No.6 zur Bäckerei.
1896 Umbau Haus Posthof 5 =linker
Teil des Zentralgebäudes, erst Schmiede, später Winzerhaus.
1934 Erneuter Umbau von Haus No.5,
Aufstockung des Anbaus.
ab
1960 Modernisierung von Haus
No.5, weitere Eingriffe in die Substanz.
1975 Erste Renovierung des Posthofes
durch die Gemeinde Lieser.
1980 Restaurierung des Fährhauses
(Posthof No.3).
1994-2001 Teilrestaurierung des Posthofes (Haus
No.5/6, Haus No.7).
Heutige
Nutzung der Gebäude im Posthof:
Das
ehemalige Posthaus (Haus No.5-6) dient als Gästehaus und Dokumentationszentrum
zur Geschichte der
Poststation
Lieser, Haus No.6a und Haus No.7 sind Ferienhäuser. Haus No.3 (das ehemalige
Fährhaus),
Haus
No.4 und Haus No.7a sind Wohnhäuser. Der Speicher und eine Winzerscheune werden
privat genutzt.
---
Anlage:
Fußnoten mit Quellen- und Literaturhinweisen.
Weiterführende Literatur, die in den Fußnoten abgekürzt zitiert wird (Auswahl)
Herm.Jos.Becker in: PgB Saarbrücken 1962/1, 12-17, 1962/2, 4-10
W. Behringer Thurn und Taxis, München 1990
M. Dallmeier Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens, Kallmünz 1977, Bd. II, Urkundenregesten
(Da II R...)
G. Meyer Dokumente zur Geschichte der Poststation Lieser, Hamburg 2001/2
G. Meyer Quellen zum Postraub von 1561, Hamburg 2001
G. Meyer Dokumente zur Geschichte des Postamtes Rheinhausen von 1490 – 1990, Hamburg 2002
G. Meyer im: Jahrbuch 2003, Kreis Bernkastel-Wittlich, S.97ff.
Fritz Ohmann Die Anfänge des Postwesens und die Taxis, Leipzig 1909
E. O. Simon im: Archiv für deutsche Postgeschichte (AfdPg) 1/1990, S.14-41, viele weiterführende Literatur
Franz Schmitt Chronik Weindorf Lieser, Trier 1988 (Cn)
sowie:
publizierte und unpublizierte Quellen aus dem Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv, Regensburg (zitiert als FZA ...)
Kirchenbücher Lieser (KB), aufbewahrt im Bistumsarchiv Trier
Katastereintragungen ab 1830
[1] Franz de Tassis wird 1501 durch Philipp den Schönen, den Sohn Maximilians, zum maistre de nos postes in den burgundischen Niederlanden und in Burgund ernannt.
[2] Quellen, u.a.: Memminger Chronik 1490, Abdruck bei Uli Braun, im AfdPg, 2/1990, S.7.
[3] Redlich, in: MdIöG XII.3, 1891, S.2-11; Ohmann, S.139-141; 326-329.
[4] Maximilian war vom 11.3.-17,/18.5.1512 in Trier. Der Sonderkurs nach Trier verlief höchstwahrscheinlich bereits über Bastogne (Flamisoul) und Diekirch. Die Route zwischen Trier und Augsburg ist nicht bekannt.
[5] Vgl. Behringer, Thurn und Taxis, München 1990, S. 200. Nach einer Urkunde von 1534 (Ohmann, S.338) angeblich in Trier. Dieses trifft nicht zu. Maximilian war zu diesem Zeitpunkt bereits in die Niederlande gereist, hinterließ aber Beamte in Trier.
[6] Aber mit Fragezeichen, wie z.B. Simon, a.a.O., S.26.
[7] Lt. FZA 814, fol. 130 ist Nattenheim noch 1585/7 als Poststation belegt, vgl. auch Gard, in: PGB Trier 1969/70, S.11. In den Trierer Stadtrentmeisterei–Rechnungen (TA 12/13-15) wird Nattenheim zwischen 1552/3 und 1575/6 als Poststation genannt, vgl. Gard, in: Pgb Trier, 1969/70, S.2-13.
[8] Belegt durch das Tagebuch des Augsburger Kaufmanns Lucas Rem aus den Jahren 1494-1541, Hrsg. B. Greiff, 1861, S.21; weitere Belege bei Ohmann, S.189-195; 244. (Zwei voneinander unabhängige Quellen!)
[9] Undatierter Reitplan für Postreisende mit Reitzeiten von Brüssel nach Speyer aus dem bis 1531 gehenden Nachlass von Johann Maria Warschitz, aufbewahrt im Archiv des Katharinenspitals Regensburg (VI/2 No.4). Nach nochmaliger Überprüfung ist dieser Beleg ein Anhang zu dem von A. Korzendorfer, in: APB 3/1927 publizierten Berechtigungsschreiben für Postreisende und somit in das Jahr 1522 zu datieren. Die genannten Pferdewechsel-Stationen siehe Haupttext. Nach einem datierten Beleg vom 14.04.1527, (VI/2 No. 3), ebenda, kann man in Lieser Mietpferde leihen. Dies wird durch die Dokumente zum Postraub von 1561 bestätigt.
[10] Rechnungsbücher Schloss Neuerburg, LHA Koblenz, Best. 655,252 No. 151, S.39, Zeile 15f.
[11] 1540 sind Bobenheim bei Worms, Rheinhausen gegenüber von Speyer, Diedelsheim und die Route durch Württemberg urkundlich belegt (Da II R 16). Zwischen 1540 und 1550 wird lt. Simon, a.a.O.S.24, Flonheim als Poststation genannt. Da auch Namur 1540 in österr. Quellen genannt wird (vgl. Effenberger, Aus alten Postakten, Wien 1918, S.125) wird die Streckenführung über Flamisoul, Arzfeld, Lieser und den Hunsrück bestätigt.
[12] Trierer Stadtrentmeistereirechnungen (TA 12/13) publiziert bei Gard, a.a.O., S.4. Die Poststation Lieser wird auch in den Folgejahren bis 1577/78 erwähnt. Indirekte Bezeugung bereits 1551 (Postwegekreuz aus Binsfeld). Die Route über Arzfeld ist ab 1537 urkundlich belegt „der post ein brief bracht von Arzfeld“ (Abrechnungen Schloss Neuerburg, LHA Koblenz, Best. 655,252)
[13] FZA Postakten 2347. Vgl. auch: Dokumente zum Postraub von 1561, Hrsg. G. Meyer, Rel. 12.8f.
[14] Streckenführung: Eckweiler, Laufersweiler (Vstbeller), Lieser, Binsfeld, Nattenheim, Arzfeld, Selchborn =Asselborn.
[15] Lt. Notariatskopie einer Gehaltsabrechnung, FZA 814, fol. 130. Ein Lieserer „Postmeister“, ohne Namensnennung ist 1576 in den Trierer Stadtrentmeisterei-Rechnungen belegt (TA 12/15).
[16] FZA 814, fol. 130. Name Verschreibung. Im Original stand vermutlich: *Catharina Binserin, o.ä., Witwe des verstorbenen PM Ludwig. Ludwig ist zweifelsfrei ein Nachname. Als Vorname ist „Ludwig“ im 16.Jh. nicht in Lieser belegt. Mögliche Gründe für die Verschreibung: In den Lieserer KB des 17.Jh. werden verheiratete Frauen mit ihrem Mädchennamen, statt dem Familiennamen des Ehegatten aufgeführt. „Binsaure“ ist also entweder der Mädchenname der Witwe, oder Catharina hat wiedergeheiratet, z.B. einen A.Binser, A.Beilstein, o.ä. (Initialen Hs. 7).
[17] FZA HFS 790, Repertorium von 1689, S.136. Zu 1598 siehe auch FZA 814, fol. 129 (Dallmeier II, Regest 125).
[18] FZA PA 1096, drei Briefe zusammen mit den Posthaltern aus Laufersweiler, Eckweiler und Wöllstein an Frh. Lamoral v.Taxis vom 28.9.1622 und vom 15.10.1622.
[19] Steuerliste 1624, vgl. Cn., S.355. N. Ludwig wohnt, trotz eigenen Hauses als Eidam (Schwiegersohn) mitsamt seiner Schwester Elisabeth bei seinem Schwiegervater, dem „Fischer“ (=Fährmann) Henrich Claiß. Dieser hat das teuerste Anwesen von Lieser.
[20] Steuerliste s.o.; Pächterliste Cn, S.161.
[21] Zusammen mit deen Posthaltern von Binsfeld und Laufersweiler. MRhPG 1979, S.31.Originalbrief nicht im FZA gefunden. Zu Henrich Claiß vgl. die Steuerliste von 1624, publiziert: Cn, S.354. Im Original der Steuerliste stand „Postmeister“, durchgestrichen und durch „Fischer“ ersetzt. Lt. FZA PA 2150, Brief Ph. Umbescheiden vom 16.02.1637 starb der Postmeister Nikolaus Ludwig erst Ende 1635.
[22] „Nicolaus, Postmeister zu Liser“ ist am 22.05.1631 Pate in Bernkastel, KB1, Bernkastel.
[23] FZA PA 2150, Brief Ph. Umbescheiden vom 16.02.1637, Ph.Umb. heiratet de Witwe des PH Nicolaus Ludwig, id. mit der Tochter des Fährmanns. In diesem Brief Angabe des Todesdatums „sur la fin de l’année 1635“.
[24] FZA HFS 790., S.200, sowie FZA 6660. Nernnung auch in einer Pächterliste von 1638, Cn, S.162. Umb. ist bereits 1640 Synodal =Sendschöffe.
[25] Pächterliste von 1638, Cn. S.162. In dieser Pächterliste wird Umbescheiden als „Postmeister zu Lyser“ bezeichnet.
[26] Rübsam, im: AfPuT, August 1893.
[27] FZA 1241, fol. 36-39, vgl. auch: Archiv für deutsche Postgeschichte 1/90, S.26; S.41.
[28] FZA 1241, fol. 80-127, hier fol. 107. Vgl. G. Meyer, Dokumente zur Geschichte der Poststation Lieser 1651.
[29] Vgl. Cn, 360. Das 1. Haus, Wert 700 Gulden, (id. mit dem Anwesen von H. Clais 1624) wird um 25% abgeschrieben. Ph. Umbescheiden hat das Anwesen über seine verstorbene Frau erworben.
[30] FZA HFS 790, S 182f, FZA PA
6660.
[31] Nach den Rentmeistereirechnungen Trier erhält der Lieserer Postmeister letztmalig 1672/73 ein Neujahrsgeld. 1676 ist es der Trierer PM.
[32] FZA 2256, Dekret des Kaisers Leopold vom 23.4.1675. Vgl. Da II R.378; G.Meyer, im: Jahrbuch Kreis Bernkastel-Wittlich 2003, S.97ff.
[33] Hauptquelle: FZA PA 4330, Brief Wetzel vom 07.06.1677. Weitere Quellen: Fensterinschrift, Datum „1680“ lt. Kunstdenkmäler Krs. Bernkastel, Trier 1935, S.231. So auch lt. Auskunft v. Fr. Dr. Faust, Landesmuseum Trier. (Inventar-No: 1008,21 Foto D 43). Fenster im 2.Weltkrieg zerstört Das Datum „1689“ lt. Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz, Rhein-Hunsrück-Kreis Teil I Simmern, München 1977, S.618f ist falsch. Vgl. auch Cn, S.183 sowie Simon, a.a.O., S.26. Auch Schimpers Frau Angela war evangelisch. Nach dem KB1 Lieser war sie am 17.Aug. 1679 Patin:: „Angela postarum magistri uxur (Ehefrau) accatolica (nicht katholisch) pro qua sublevat...”. Stellvertretend musste eine andere Frau das Kind halten.
[34] KB 1: Heirat am 19.02.1680.
[35] Synodal, Sendschöffe =kirchliches Amt, meist örtliche Würdenträger, Cn, S.720.
[36] Vgl. hierzu FZA 1096, Brief des Trierer PM Ludwig, 1698, der einigen Folgerungen von Bodé, im: AfdPg 1/94, S.8-19 widerspricht.
[37] Cn, S.163.
[38] Cn, S.374.
[39] Brief des Trierer PM Ludwig, vgl. MRPG 1979, S.32.
[40] FZA 7378, abgedruckt in: Cn, S.180ff.
[41] Fürstbischöfl. Gemeindeordnung von 1742, Cn. S.191 und S.270.
[42] FZA 1241, fol.1, sowie FZA 7378.
[43] FZA 7378, abgedruckt in: Cn, S.180ff.
[44] Das Originaldokument ist im Posthof ausgestellt. Keine eigenhändige Unterschrift Stephans, sondern Gummistempel.