Der alte Posthof zu Lieser
Gudrun Meyer
Ehemalige Poststation an der Niederländischen
Transitroute von Brüssel nach
Augsburg, Innsbruck, Trient und Italien, bis 1672
Hauptpostamt von Kurtrier
Zeittafel
1490 Gründungsjahr
der Post unter Maximilian I. Erste Postroute von
Innsbruck
zur niederländischen Residenzstadt Mechelen, später
Brüssel.
Transport
der Postfelleisen in Stafettenform mit Reiter- und Pferdewechsel.
Unterschiedliche
Aufenthaltsorte Maximilians in Deutschland führen zu
Änderungen der Streckenführung
der niederländischen Postlinie.
Da Felleisenrouten häufig nur
3-6 Monate in Betrieb sind, werden die Postreiter
in wechselnden Herbergen
stationiert.
1516 Postvertrag
zw. dem spanischen König Karl (ab 1519/20 Kaiser Karl V)
Franz und Joh.
Bapt. v.Taxis,
Stafettenpost Brüssel - Innsbruck - Italien.
Geplante feste Route Brüssel -
Innsbruck, Reitzeit: 5 Tage im Sommer.
1517-1519 Wegen
der Unpassierbarkeit von Württemberg verläuft die
niederländische
Postroute über Namur, Bastogne, Metz, Nancy,
Straßburg,
Freiburg und den Bodensee nach Innsbruck.
1522 Reitplan für Postreisende:
Nennung der Poststationen von Brüssel nach
Speyer mit Wavre,
Namur … Flamisoul bei Bastogne, Arzfeld,
Nattenheim,
Lieser, Moselfähre. Eckweiler,
Flonheim ... Erster Beleg für die Poststation Lieser
1551 Binsfelder Postkreuz, Beleg für
die Route über Lieser und den Hunsrück.
1555 Urkundliche Erwähnung der
Poststation Lieser in den Trierer
Stadtrentmeisterei-Rechnungen.
1561 Der
österreichische Hofpostmeister Christoph v. Taxis untersucht in der
Stube des
Lieserer Posthalters einen Postraub im Hunsrück
1586 Die
Lieserer Posthalterin Catharina, Witwe des Posthalters Ludwig, und
die
benachbarten Posthalter fordern rückständige Jahresgehälter ein.
1587 Nennung
des Lieserer Posthalters Matthias Ludwig im ältesten
Repertorium
(=Ablageverzeichnis) des Thurn-und-Taxis-Archivs.
1596 Postordnung
für Lieser und die Fähre, unterschrieben von Matth.
Ludwig
1622 Der
Lieserer Posthalter Nicolaus Ludwig bittet um eine Gehaltserhöhung.
1627 Der
Lieserer Fährmann und Posthalter(?) Henrich Clais verlangt wegen
des 30jährigen Krieges
einen Schutzbrief gegen militärische Übergriffe.
1632-1636 Wegen
das 30jährigen Krieges wird die niederländische Postroute über
Lothringen und das Elsass
verlegt.
Ende 1635 Tod
des Lieserer Postmeisters Nicolaus Ludwig
1636 Rückverlagerung
der niederländischen Postroute über Lieser.
1636-1676 Postverwalter
(Johann) Philipp Umbescheiden, der bedeutendste Lieserer
Postmeister. Das Postamt Lieser ist Anlaufstelle für die
Briefe nach Trier.
Januar 1637 Ph.
Umbescheiden heiratet die Witwe des Lieserer Postmeisters Ludwig
1645-1651 Nach
der frz. Besetzung des Hunsrücks verläuft die Postroute ab Lieser
über Alf, Karden,
Dietkirchen bei Limburg, Frankfurt und Nürnberg
nach Augsburg.
1651 Rückverlagerung
der Route über den Hunsrück. Neueröffnung des
Postamtes Koblenz. Lieser
bleibt bis Ende 1672 das Postamt für Trier.
1672 Von
Lieser zweigt eine Route nach Roermond über Daun und Gerolstein
ab, sowie
eine Fußbotenpost von Lieser nach Koblenz.
Erst in
diesem Jahr erhält Trier ein eigenes Postamt unter Matthias
Ludwig, dem Sohn des 1635
gestorbenen Lieserer Postmeisters N. Ludwig.
1673 Französische
Besetzung Triers.
1675 Schwere
Plünderung des Dorfes und der Poststation Lieser durch
französische Söldner,
Beschwerde des Brüsseler Generalerbpostmeisters
Lamoral Cl. Fr. v. Thurn und
Taxis beim frz. König Ludwig XIV und bei Kaiser Leopold.
Der Kaiser erlässt daraufhin
ein Dekret, in welchem er Lieser zum „Städtlein“
erklärt.
1676 5.
Jan. Tod des Lieserer Postverwalters Philipp Umbescheiden.
1676-1680/1 Übergeordneter
Lieserer Postverwalter Jo<hann>es Niclas
Schimper
ab 1676 daneben:
Postmeister Nicolas Kauth (Kirchenbuch: „magister postarii“)
1681 Verlegung
der Niederländischen Postroute über
Luxemburg - Trier -
Lieser.
1684 Niklaß Kauth gilt als „praefectus
postae“, also Postamtsleiter.
1698 Die
Niederländische Postroute verläuft ab Trier über Büdlich und Haag
nach
Laufersweiler, unter Umgehung von Lieser. Lieser ist nur noch eine
Poststation an der Route von
Trier nach Koblenz.
1701-1704 Umleitung
der Niederländischen Postroute über Lieser.
1708 Tod
des Lieserer Posthalters N. Kauth. Nachfolger: Hans Jacob Kauth.
1713 Französische
Seuchensperre in Lieser. Alle Briefe aus Deutschland werden
vor der
Weiterleitung in Essig getaucht.
1725 Eröffnung
einer für Postwagen geeigneten Route von Trier durch die
Eifel nach
Koblenz. Wittlich wird Anlaufstation für
die Postkutschen.
Januar 1728 Verlegung
der reitenden Post auf die Eifelroute. Schließung der
Poststation
Lieser.
bis 1734 Lieser
bleibt Verteilerstation für die Nachbarorte. Nach dem Tod des
letzten Lieserer
Posthalters Kauth übernimmt Wittlich die Verteilung. In
Bernkastel wird eine
zusätzliche Poststation eröffnet. Die Post wird weiterhin mit der
Lieserer Fähre über die Mosel
befördert.
1742 Nach
der kurfürstl. Verordnung hat die Lieserer Fähre die
Post vorrangig
überzusetzen.
1751 Nach
der Einrichtung einer zusätzlichen Postroute von Brüssel über
Tienen, Himmerod,
Wittlich nach Kaiserslautern und Speyer gibt es
Bestrebungen,
in Lieser wieder eine Post zu eröffnen.
Der Trierer Postmeister v.Pidoll verhindert die Realisierung.
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1883 Neueröffnung
einer Postagentur in Lieser, verbunden mit der Schließung
des
Maringer Postagentur, auf Anweisung von Heinrich v.Stephan.
1994 Zweite
Schließung des Lieserer Postamtes. Eine Verkaufsstelle in der
Drogerie
bleibt bestehen.
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Richtigstellung: Der Endpunkt der
Niederländischen Postroute war nicht Wien, sondern Innsbruck
(später
Augsburg), von wo aus die Post nach Trient und Italien weitergeleitet wurde.
Das Märchen über
Wien
hat der Postgeschichtler W.H. Matthias im Jahre 1832 erfunden. Seine Behauptung
hält sich leider
immer
noch hartnäckig in der postgeschichtlichen Literatur.