Gudrun Meyer
Allgemeines
In Lieser an der Mittelmosel gibt es viele idyllische Ecken und Höfe, die häufig nur „Eingeweihten“ bekannt sind, wie z.B. die in den Felsen gebauten Häuser am Fußweg zur Kirche. Nicht so verborgen ist der „Alte Posthof“, eine ehemalige Poststation an der Niederländischen Postroute von Brüssel nach Innsbruck und Italien.
Wenn man von Kues kommt, auf dem Lieserer Hochwasserschutzdamm nach Westen in Richtung der Brücke spaziert und auf das Dorf blickt, sieht man nach wenigen Metern im Tal, schräg rechts unterhalb vom Kirchturm einen Innenhof, der von einer Schiefermauer mit Spitzbogentor begrenzt ist. Zentral, in der Mitte befindet sich ein mehrstöckiges älteres weißes Haus, das vor dem Bau des Schlosses das größte Gebäude in Lieser war. Links vom Eingangstor sieht man, leicht verdeckt durch ein spät barockes Haus, ein halbiertes Fachwerkhaus, das auch im Prospekt von Lieser abgebildet ist.
Wenn Sie sich nun in Gedanken um einige Jahrhunderte zurückversetzten und von der heutigen Brücke aus auf die Mosel blickten, würden Sie dort eine Fähre sehen, die bis 1850 die ehemalige Reichsstraße von Trier nach Mainz mit dem gegenüberliegenden Moseluferverband. [1] Da das halbierte Fachwerkhaus in unmittelbarer Nähe der Reichsstraße und des Fährkopfes lag, kann es nur das ehemalige Fährhaus gewesen sein.
Wenn Sie nach dem Spaziergang auf dem Damm neugierig geworden sind, gehen Sie von der Moseluferstraße aus durch die Gasse zwischen dem spät barocken Haus und einem postmodernen Ingenieurbüro auf die Schiefermauer und das Spitzbogentor zu. Rechts vom Tor sehen Sie ein wein umranktes Holzrelief mit einer Postkutsche, das der Lieserer Künstler Hugo Hower 1978 geschnitzt hat. Die Inschrift lautet:
ALTER POSTHOF
THURN U. TAXIS
1517
WIEN -
BRÜSSEL
Kein Zweifel, Sie stehen vor dem „Alten Posthof“, und wir laden Sie zu einem Rundgang ein.
Ein historischer Irrtum
Zunächst muss jedoch mit einem historischen Irrtum aufgeräumt werden, der sich bis heute wie ein roter Faden durch die Postgeschichte zieht.
Der Autor W.H. Matthias schrieb 1832 eine erste Postgeschichte und behauptete, dass Maximilian I 1493 zum Kaiser gekrönt wurde und Wien zu seiner Hauptresidenz machte. Beides ist falsch. Maximilian war zwar nach dem Tod seines Vaters, Kaiser Friedrichs III Alleinherrscher, ernannte sich aber erst 1508 in Trient zum „erwählten Kaiser“. Vorher, ab 1486, war er „römischer (=deutscher) König“. Maximilians Hauptresidenz und Verwaltungszentrum war bis zu seinem Tod im Januar 1519 nicht Wien, sondern Innsbruck. Während der Zeit seiner Alleinregierung ab 1493-1519 war Maximilian insgesamt nur zehn Monate 12 Tage in Wien und Umgebung!
Auch die Nachfolger Maximilians, Karl V und Ferdinand I, waren selten in Wien. Ferdinand, der Bruder Karls, der ab 1522 die Regentschaft übernommen hatte und 1558 zum Kaiser gewählt wurde, residierte meist in Linz und Prag.
Auch aus der Randlage von Wien ergibt sich, dass Wien im 15. und 16.Jahrhundert an Bedeutung verloren hatte und an keiner Hauptpostroute liegen konnte.
Tatsächlich lag die Poststation Lieser an der Niederländischen Postroute der (Thurn und) Taxis-Post von Brüssel über Rheinhausen bei Speyer nach Augsburg, Innsbruck, Südtirol und Italien mit Anschluss nach Rom. In Richtung Wien führte nur ein Abzweiger der österreichischen Territorialpost.
Eine Postroute der (Thurn und) Taxis-Post von Brüssel nach Wien hat es also nie gegeben!
Bestandteile des Posthofes
Die Poststation Lieser, die zwischen 1551 und der Stilllegung in den Jahren 1728-1734 urkundlich belegt ist, war ursprünglich ummauert, was noch anhand von Luftaufnahmen erkennbar ist. Nach 1830 wurde ein Teil der Scheune und des ehemaligen Fährhauses (Haus No.3) auf der linken Seite abgerissen, um Platz für den dahinter liegenden ehemaligen Schulhof zu schaffen. [2] Man betritt heute den Posthof durch das Spitzbogentor oder eine Gasse, von der Straße am Markt aus.
Links vom Tor befindet sich Haus No.3, das spätgotische Fachwerkhaus. Dieses ist im Keller und Parterre massiv gebaut und entstand nach der Aufschrift auf dem Türsturz etwa um 1517. Das Datum ist jedoch neuzeitlich und somit unzuverlässig. Da Haus No. 3 wahrscheinlich das Fährhaus war, kann es auch älter sein.
Noch im 16.Jahrh. wurde die Eingangsmauer an dieses Haus gebaut.
An das Fachwerkhaus schließt sich auf der linken Seite Haus No.4 an, ein barockes Wohnhaus von 1750. Es folgt eine undatierte Rokokoscheune mit klassizistischen Gauben, dahinter ein Brunnenhof mit Schleifstein, von dem aus ein Fußweg zur „Straße am Markt“ führt.
Rechts vom spätgotischen Spitzbogentor verläuft die ehemalige Umfassungsmauer weiter und geht in ein undatiertes Speichergebäude (Haus No.7a) über. Dieses ist im Parterre alt und war ursprünglich ein Bestandteil des Posthofes, bevor es im 19.Jh. aufgestockt und als Schlachthaus verwendet wurde. Heute dient es als Wohnhaus.
Dahinter folgt Haus No.7, das nach einer datierten Nische im Keller 1582 erbaut wurde und nach dem Datum auf dem Türsturz 1726 umgebaut wurde.
Daran schließt sich ein undatierter Speicher an, der erst nach 1938 aufgestockt wurde.
Hinter dem Speichergebäude befindet sich ein aufgemauerter Balkon mit Freitreppe, Vorkeller und zurück liegenden Gebäuden, die nach einem Bogen im Keller angeblich 1727 gebaut wurden. Dieses Datum ist jedoch anzuzweifeln, da die 1 ist zeituntypisch ist. Wahrscheinlich handelt es sich um eine neuzeitliche Fälschung. Stilistisch sind Bogen und Keller älter.
Quer, als direkter Blickfang vom Eingangstor aus gesehen, stehen Haus No.5 und 6, die ursprünglich eine Einheit bildeten, bereits 1830 in zwei Wohneinheiten aufgeteilt, am Ende des 19.Jh. (1883) erneut aufgeteilt und 1998 „wiedervereinigt“ wurden. Beide Gebäude zusammen waren das ehemalige Posthaus, das zwischen dem späten 16. und frühen 17.Jahrhundert erbaut und nach dem Datum auf dem Türsturz 1725 umgebaut wurde. In der Folge wird dieser Gebäudekomplex „Zentralgebäude“ genannt, um deutlich zu machen, dass die übrigen Bauwerke Nebengebäude sind.
Die heutige Anlage wirkt nach der Restaurierung fast wie ein Gutshof, mit Zentralgebäude (Postmeisterei) und diversen Nebengebäuden.
Baugeschichte, Gemeinsamkeiten
Von der ursprünglichen Renaissance-Anlage sind nur noch Reste vorhanden.
Ursprünglich befanden auf der rechten Seite, vom Tor aus gesehen, Renaissance-Arkaden mit Laubengängen und Torbögen, vor und neben dem Zentralgebäude (Haus No.5 und 6), dort, wo heute der Balkon, Speicher und Haus No.7 stehen. Nach baugeschichtlichen Untersuchungen waren die Arkaden zweigeschossig, vergleichbar dem Turnierhof im Münchener Marstall.
Um 1725 wurden die Arkaden zugemauert, was besonders im Zentralgebäude deutlich zu erkennen ist.
Das Fachwerkhaus links neben dem Eingangstor, das Sie auch im Prospekt von Lieser finden, ist das älteste Haus des Posthofes und befindet sich in Privatbesitz. lt. Türaufschrift stammt der Bau von 1517, aber dieses Datum ist neuzeitlich aufgemalt und somit unzuverlässig. Wahrscheinlich ist das Haus älter und identisch mit dem ehemaligen Fährhaus, das neben der Reichstraße von Trier nach Mainz erbaut wurde.
So wurden ursprünglich bei der Einrichtung von Poststationen durch die Taxis-Familie vorhandene Gebäude an Reichsstraßen genutzt, wie Schänken, Herbergen, Gaststätten oder Fährhäuser, wie es in Rheinhausen gegenüber von Speyer, aber auch in Lieser der Fall war.
Das vorläufig älteste inschriftlich nachgewiesene Datum ist 1582 (zugemauertes ehemaliges Fenster in Haus No.7).
Nach den Daten auf den Türstürzen wurden die meisten Gebäude am Posthof in den Jahren 1723-26, kurz vor der Aufgabe der Poststation, umgebaut. Mit Sicherheit stehen sie auf älteren Fundamenten und die heutigen Außenmauern auf den ehemaligen Arkaden.
Der Grundriss aller Gebäude auf der rechten Seite, vom Tor aus gesehen, ist kreuzförmig: Ein oder zwei Vorräume, dahinter eine massive Mauer, die sich im Parterre und in der ersten Etage an gleicher Stelle fortsetzt und einen zusätzlichen Haupteingang aufweist. Daraus, aus den Bogenresten und den Verbindungen zwischen den Vorbauten kann mit Sicherheit geschlossen werden, dass vor dem barocken Umbau überdachte Laubengänge vorhanden waren. Dies ist besonders in Haus No.7 erkennbar: Dort befindet sich im hinteren Teil, hinter der Quermauer über einem zugemauerten Fenster das Datum 1582, während der Türsturz des Vorderteils das Datum 1726 nennt. Also wurde das Haus 1726, kurz vor der Schließung der Poststation umgebaut!
Haus No.7
Nach dem Datum auf dem Türsturz wurde das Haus 1726 erbaut. Tatsächlich ist das Gebäude älter.
So befindet sich im Zugang zum Keller vor dem Treppenhaus eine breite Innenmauer mit einem Sandsteintor (rechts eine ehemalige Renaissance-Säule, Zweitverwendung). Schon hieraus ist ersichtlich, dass die Außenmauer ein Vorbau ist und dass das ursprüngliche Haus nur halb so groß war. Im Kellerbereich des älteren Hauses befindet ein weiteres Sandstein-Portal (oberer Teil ergänzt), das in den ältesten Keller führt, wo sich ein zugemauertes Fenster befindet. Auf dem Sturz steht:
„A 1 o 5 o 8 o 2 o <Dreieck> B J(?)“. Demnach wurde der ältere Teil des Hauses 1582 erbaut. Das auf der Spitze stehende Dreieck ist entweder ein Handwerkerzeichen oder eine Hausmarke. Eingerahmt wird das Datum durch die Initialen AB plus J? (evtl. ein senkrecht stehendes Posthorn? oder ein Handwerkerzeichen?). Da in einer Pächterliste von 1581 ein Albrecht Beylstein erwähnt wird, könnte dieser der Eigentümer des Hauses gewesen sein.[3]
Allem Anschein wurde dieses ältere Haus an die damalige Umfassungsmauer gebaut.
In der Außenmauer des Vorbaus sind Reste von zwei Torbögen sichtbar, die nach Ausmessung zu dem Arkaden gehörten. In den großen Bogen später wurde ein Zwillingsfenster gebrochen, wobei der rechte Pfeiler zerstört wurde.
Da dieses Gebäude unbewohnt und baufällig war, konnten archäologische Untersuchungen vorgenommen werden. So ergaben sich Verbindungen zu den Nachbargebäuden. Ein wiedergewonnenes Fenster wurde im Parterre des rechten Teils des Zentralgebäudes (Haus No.6) eingemauert.
Die halbgewendelte Eichentreppe wurde wiederhergestellt, das Geländer ergänzt. Das Fachwerk in der ersten Etage und im Dach, sowie das ursprüngliche Mauerwerk wurden sichtbar gelassen, die alten noch handgefertigten Fenster wiederhergestellt. Leider konnten nur wenige alte Deckenbalken gerettet werden, da der Großteil durchgefault oder bereits durch eine heute entfernte Betondecke ersetzt worden war. Die Dachkonstruktion ist neuzeitlich, die ehemalige Dachneigung ist innen anhand der Seitenstreben erkennbar.
Ein besonderer Blickfang von außen sind die bleiverglasten Fenster in der ersten Etage, deren Scheiben teils noch mundgeblasen und handgeschliffen sind.
Heute wird das Haus als Ferienwohnung genutzt. Die Keller können jedoch nach Absprache besichtigt werden.
Der Speicher zwischen Haus No.6, bzw. 6a und Haus No.7
Neben Haus No.7 befindet sich ein neuzeitlich aufgestocktes, undatiertes Speichergebäude in Privatbesitz. Die untere Ebene ist aus Schiefer gemauert und wurde nur wenig verändert. Der aufgestockte Teil des Speichers ruht auf den ehemaligen Arkaden, die im Rundbogentor erhalten geblieben sind. Man kann auch hier, ebenso wie in Haus No.7 erkennen, dass hinter den Arkaden ein breiter Laubengang war und dass die eigentlichen Gebäude erst dahinter begannen. Besonders die katakombenartigen Keller sind interessant, aber leider nicht zugänglich.
Haus No.6a
Neben dem Speicher befindet sich ein überdachter Innenhof (Balkon), mit Viehtränke und Trog, der in der Renaissance zu einer überdachten Eckarkade gehörte. Eine weitere Arkade über dem Schieferbogen wurde zugemauert. Die Schiefermauer vor dem Balkon ist vermutlich neuzeitlich. Von der davor liegenden Arkade sind nur noch Fundamentreste erhalten, da hier später eine Außentreppe mit vermauerten Sandsteinblöcken und im frühen 20. Jh. ein WC (das früheste Posthof-WC!) gebaut wurden. Hinter dem Innenhof befindet sich ein kleines Barockhaus mit katakombenartigem Gewölbekeller. Nach der Inschrift auf dem Bogen „1 7 M (Hausmarke) P 2 7“ wurde es 1727 erbaut. Dieses Datum scheint jedoch ergänzt oder eine neuzeitliche Fälschung zu sein, da die 1 und die Rübe in der Mitte zeituntypisch sind. Nach stilistischen Kriterien dürften Bogen und Keller älter als 1727 sein.
Das darüber liegende, nur 3 Meter breite „Handtuchhaus“ wurde innen nur noch von Eisenschienen abgestützt, das Sichtfachwerk war ausgehöhlt und teilweise zerstört. Nach der Wiederherstellung wird Haus No.6a heute als Ferienhaus genutzt, Grundfläche 45 qm, 3 Etagen.
Haus No.3, das ehemalige Fährhaus
Dieses Fachwerkhaus wurde im frühen 16.Jahrhundert erbaut und später aufgestockt, was man am Fachwerkgiebel erkennen kann. Nach 1830 wurde der linke Teil des Hauses abgerissen, sodass es heute ein Pultdachhaus ist. Vor der ersten Restaurierung durch die Gemeinde Lieser war das Sichtfachwerk verputzt. Erst nach der Restaurierung wurde das spätgotische Maßwerk im gemauerten Fenster auf der Vorderseite wieder sichtbar, sowie der halbe „Wilde Mann“ im Giebel.
Bei einer weiteren privaten Restaurierung, besonders im Inneren, wurden zugemauerte Durchgänge zum heute abgerissenen Teil wiederentdeckt. Nach chemischen Analysen wurde die Bauzeit im frühen 16.Jh. bestätigt.
(siehe Rekonstruktionszeichnung)
Noch im 16.Jahrhundert wurde die Mauer mit dem Tor an das Haus gebaut.
Wahrscheinlich war Haus No.3 das Fährhaus (s. o.). Dass das Fährhaus tatsächlich in Lieser und nicht etwa auf der anderen Moselseite stand, wird u. a. durch eine Pächterliste von 1524 bestätigt, in der „Niclais der verr (=Fährmann)“ erwähnt wird. Wahrscheinlich war der Lieserer Fährmann zugleich der erste Lieserer Posthalter, da er wegen des Fährbetriebes sowieso Pferdeställe besaß. Bei der Einrichtung der Poststation Lieser zwischen 1519 und 1551 konnte der Fährmann problemlos auch eine Amtsstube für die Post einrichten, da das Haus bekanntlich doppelt so breit war.
Noch im 17.Jahrhundert war die Poststation mit der Fährstation verbunden, was z.B. aus einer Steuerliste von 1624 hervorgeht. So wohnte der Lieserer Posthalter Nicolas Ludwig bei seinem Schwiegervater, dem „Fischer“ Henrich Clais, der zunächst irrtümlicherweise als „Postmeister“ bezeichnet wurde.[4] Clais hatte das größte Anwesen im Dorf. Später heiratete Philipp Umbescheiden seine Tochter, die Witwe des 1635 gestorbenen Postmeisters, und im Jahre 1651, gehörte die gesamte Anlage dem Lieserer Postmeister Philipp Umbescheiden.
Heute ist Haus No.3 ein privates Wohnhaus.
Haus No.4 und die daneben liegende Winzerscheune
Links vom Eingangstor, hinter dem wiederhergestellten Fachwerkhaus steht ein spätbarockes Wohnhaus, das nach dem Datum auf dem Türsturz „1 7 M (Hausmarke) P 5 0“ im Jahre 1750 erbaut wurde, 22 Jahre nach der Aufgabe der Poststation. Die beiden unteren Etagen sind massiv gebaut. Auf der Rückseite entspricht die Dachneigung der Vorderseite der daneben liegenden Scheune.
Heute ragt bei Haus No.4 das zweite Stockwerk vor, was auf eine sekundäre Fachwerkkonstruktion schließen lässt. Später wurde das Fachwerk verputzt und die Gaube verbaut. Bei einer Wiederherstellung der ursprünglichen Fassade und der Fenster könnte das Haus ebenso malerisch wirken wie die Nachbargebäude.
Daneben befindet sich eine undatierte Scheune, deren Dachform auf eine Bauzeit im Rokoko mit frühklassizistischen Elementen verweist. Vermutlich gehörten beide Gebäude zusammen.
Es folgt ein kleiner Brunnenhof mit Schleifstein, von dem aus eine Gasse zur „Straße am Markt“ führt. Links befindet sich die Wand der ehemaligen Dorfschule, die nach der Schließung zu Bäckerei umgebaut wurde.
Das Zentralgebäude
Das eigentliche Verwaltungsgebäude und Posthaus war bis 1996 von außen nicht mehr als Einheit zu erkennen, da es bereits nach dem Kataster-Urriss von 1830 verschiedene Eigentümer hatte und 1883-1896 neu aufgeteilt und individuell ausgebaut wurde. So wurde der rechte Teil aufgestockt, während im linken Teil die ursprüngliche (renaissancezeitliche?) Dachneigung erhalten geblieben ist. Auffallend war im rechten Teil die Vielzahl von chaotisch angeordneten Fenstern unterschiedlichster Größe, die, wie sich bei der Untersuchung herausstellte, neuzeitlich waren. In Absprache mit dem Denkmalschutz wurden die alten Zwillingsfenster, deren Gewände z. T. unter dem Putz verborgen lagen, wiederhergestellt.
Nach der Türinschrift stammt der Bau aus dem Jahre 1725: ,1 7 M B 2 5“. Dieses Datum ist jedoch, ebenso wie bei Haus 7, das Datum des barocken Umbaues. Spuren dieses oder eines weiteren Umbaues zeigen sich auch an der Giebelwand zum Brunnenhof, wo in der ersten Etage ein Moselbarockfenster (nach 1750) eingebaut wurde.
Bei der Renovierung konnte zumindest der barocke Grundriss geklärt werden (siehe Abb.)
Der Grundriss des Zentralgebäudes ist trapezförmig, Maße 13,5 x 14 m mit einer Mauerstärke von 65-70 cm. Die Raumaufteilung entspricht in groben Zügen der Poststation von Wittlich (vor der Entkernung), wobei nochmals betont werden muss, dass dieser Grundriss erst bei dem barocken Umbau entstand.
Der Vorgängerbau aus der Renaissancezeit ist trotz einiger Überreste kaum rekonstruierbar. So wurde zwar in Haus No.6 die Mauersetzung untersucht und dabei ein mächtiger Flachbogen vorgefunden, der im unteren Teil noch original verputzt ist und erst im Barock zugemauert wurde (Teil der Arkaden). Links, an der Grenze zwischen Haupthaus und einem nachbarocken Anbau, der ehemaligen Giebelseite, verweisen die Fragmente einer Säulenkonstruktion vom Parterre bis zur 2. Etage auf einen ehemaligen Erker, Kamin oder ein gewendeltes Treppenhaus, das vom Korridor abging. Der Befund im Keller von Haus No.5, dessen Deckenhöhe im Jahre 1896 um mindestens 50 cm gesenkt wurde, zeigt einen Sandsteinbogen und eine ehemalige Fensternische vor dem Flaschenkeller unter Haus No.6. Dieser Einbau ist später als der Gewölbekeller von Haus No.6 zu datieren, da er vor den alten Putz gemauert wurde, evtl. unter Verwendung von altem Schiefer und Sandstein. Leider konnte die Wand aus statischen Gründen nicht demontiert werden.
Der Durchgang daneben wurde bei der Teilung mit altem Schiefer zugemauert, ist jetzt aber wiederhergestellt. Bei der „Wiedervereinigung“ wurden vermauerte Säulenreste und ein Schieferbogen gefunden, die jetzt in Haus No.6 ausgestellt sind.
Über dem Kellerfenster von Haus No.5, ebenso wie über der heutigen Glastür, befindet sich ein breiter Bogen, der aus optischen Gründen wieder zugeputzt wurde. Aus dem Befund lässt sich schließen, dass auch der Keller kreuzförmig geteilt war. In der Renaissance dürfte hier, ebenso wie in Haus 6, eine offene Ecklaube bestanden haben, vergleichbar dem Rathaus von Bernkastel, wo sich heute große Bogenfenster befinden.
Das Zentralgebäude ist außen und im Keller massiv gemauert, erst die Zwischenwände ab dem Parterre sind aus Fachwerk. Die Form des ältesten, unveränderten Außenfensters von Haus 6 in der ersten Etage rechts und das wiederhergestellte Zwillingsfenster (vergleichbar dem Cranachhaus in Weimar) deuten auf eine Bauzeit ab 1550, ebenso wie die nur noch innen sichtbaren Fenster im Dachgeschoß von Haus 5. Bei den Zwillingsfenstern der ersten Etage zeigte jedoch eine baugeschichtliche Untersuchung, dass sie erst sekundär eingemauert wurden (Wiederverwendung?), während die Fenster im Dachgeschoß von Haus 5, sowie das „Schneckenfenster“ im Parterre ungeteilt und original sind. Ähnliche Gewände wie bei den „Zwillingen“ wurden auch noch im Barock verwendet, wie in Haus No.7, wo keine Wiederverwendung festzustellen war.
Für eine Bauzeit des gesamten Zentralgebäudes in der Renaissance sprechen die Mauersetzung, der freigelegte verputzte Arkadenbogen und die Fenster der ehemaligen Giebelwand. Da leider kein datierter Balken aus der Zeit vor 1717 aufgefunden wurde, ist man wegen des Baudatums auf indirekte Schlüsse angewiesen.[5]
In der Wand zum Nachbarhaus aus dem Jahre 1789 wurde ein ehemaliger Stufengiebel freigelegt, wohl ein Vorgängerbau.
Nach dem ältesten archäologischen Datum in Haus No.7 wurde 1582 am Posthof gebaut, nach schriftlichen Quellen spätestens zwischen 1624 [6] und 1638, wo erstmals ein bewohntes „alt Posthaus“ erwähnt wird[7], was, ohne Überstrapazierung der Quellen, für einen Vorgängerbau und einen Neubau an anderer Stelle spricht.
Auch im Inneren des ehemaligen Posthauses sind Renaissance-Reste erhalten geblieben, wie eine geschnitzte, später leider verschandelte Renaissancetür. Da auch die Beschläge der Türen in Haus No.6 nach Auskunft des Denkmalschutzes aus dem 17.-18.Jh stammen und das Treppengeländer dem frühen 18.Jh., dürfte die Schnitzerei derselben Zeit angehören.[8]
Auf einem ehemaligen Türsturz finden sich Reste einer Inschrift, möglicherweise ...NOVOH.... (vielleicht Hover, jetzt demontiert und ausgestellt)
Das Innere des ehemaligen Posthauses
Man betritt das Zentralgebäude über eine Freitreppe und einen ehemaligen Laubengang, jetzt Balkon, durch ein Sandsteintor mit der Aufschrift 1 7 M B 2 3. In der Diele fallen die dunkelgraubraunen Steinzeugfliesen und die alten Deckenbalken mit Brandspuren auf. Rechts befindet sich ein aus Ziegeln und Schiefer gemauerter Backofen von 1883 oder 1896, der vielleicht im ehemaligen Treppenhaus eingebaut wurde, zumindest aber eine tragende Wand durchschneidet. Bei diesem Umbau könnte die Eichentreppe zur ersten Etage in die Diele verlagert worden sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich die Treppe an der jetzigen Stelle befand, nur dass sie weiter nach links verschoben war. Bei dieser Eichentreppe aus dem frühen 18.Jh. fehlten Stufen, und ein Teil des Geländers musste originalgetreu ergänzt werden.
Die hinter der Treppe liegende ehemalige Fenster- oder Türnische wies bei der Freilegung schwere Brandspuren auf. Allem Anschein nach wurden die ehemaligen Sandsteingewände, sowie Reste von Schiefersäulen als Füllmasse wiederverwendet. Unter dem Fenster der ersten Etage, über der Nische fanden sich Reste eines Wasserspeiers bzw. einer Regenrinne aus Sandstein. Alle diese Funde sind heute in der Nische ausgestellt. Der tragende Balken links, der die Teilung der beiden Gebäudeteile besiegelt, trägt das Datum 1883.
Rechts, im Küchenbereich wurde ein alter Kamin freigelegt, sowie mehrere Bogenkonstruktionen, die von einem Vorgängerbau stammen.
Beim Blick zurück auf den Eingang fällt ein mächtiger zugemauerter verputzter Bogen auf, der fast die gesamte Breite dieses Gebäudeteils einnimmt. Darunter finden die 1723 eingemauerte Tür, sowie ein barockes Zwillingsfenster mühelos Platz. Bei diesem Bogen handelt es sich eindeutig um einen Teil der später zugemauerten Arkaden. In einer heute wieder zugemauerten Fensternische, sowie unter dem Bogen ist noch der alte Putz aus einer Zeit vor 1723 zu erkennen Die Zwischenwand stammt aus dem späten 19.Jh., die Sandsteindurchreiche zum Flur war in Haus 7 vermauert worden.
In der ersten Etage finden sich die Überreste einer Renaissance-Tür mit einem Hubertussiegel. Das dahinter liegende Zimmer wird heute als Gäste-Appartement genutzt. Die Türen, die mühevoll restauriert wurden, zeugen vom Erfindungsreichtum der Mosellaner (aus 2 mach 1!, Vergrößerungen, Wiederverwendung der alten Beschläge, etc.) Die Bodentreppe wurde nach dem Vorbild der Haupttreppe gebaut.
Soweit nicht durchgefault, wurden die alten Bodendielen wiederverwendet.
Die „falsche“ mündliche Überlieferung zum Zentralgebäude
Unter Lieserer Mitbürgern hält sich bis heute hartnäckig das Gerücht, dass das Zentralgebäude nach der Schließung der Poststation eine Zeitlang als Gericht mit Arrestzelle benutzt wurde. Diese Behauptung ist jedoch nicht stichhaltig. Zwar unterstand das Postwesen zur Zeit derer von Thurn- und Taxis einer eigenen Gerichtsbarkeit, aber die Gemeinde Lieser hatte nie Stadtrechte, und die Gerichtsbarkeit befand sich in Bernkastel. So waren z.B. die beiden letzten Lieserer Postmeister Schöffen in Bernkastel. Zum anderen hat auch das Postgebäude in Wittlich im Parterre vergitterte Fenster, die zum Schutz vor Einbrechern eingebaut wurden.
Leider konnte noch nicht geklärt werden, wozu das aufgegebene Verwaltungsgebäude tatsächlich diente. Die Initialen, MB auf dem Türsturz von Haus No.6 helfen jedoch weiter. Nach dem Kataster-Urriss von 1830 wohnte im linken Teil des Hauses (Haus No.5) ein Bäcker namens Johann Barthen, dessen Vorfahr Peter Barthen 1691 in die Lieserer Postmeisterfamilie Kauth eingeheiratet hatte. Dessen Sohn Michael wurde 1692 geboren. Der rechte Teil (Haus No.6) gehörte 1830 einem Joh. Hover. Weitere Urkunden, die bis in die Zeit der Poststation zurückgehen, fehlen bislang.
Aus den vorliegenden Urkunden lässt sich folgern, dass das Posthaus anschließend ein Wohnhaus war.
Bauliche Veränderungen nach der Schließung der Poststation, bei Haus No. 5 und 6
Nach der Auflösung der Poststation wurde das Posthaus baulich verändert. Links kam vor 1830 ein Anbau mit Stallungen dazu, rechts wurde ein weiteres Haus an- oder umgebaut, nach dem Datum auf dem Türsturz 1789 (Sturm auf die Bastille!). Nach mündlicher Überlieferung wurden Haus No. 5 und Haus No.6 1896 geteilt, nach dem datierten Längsbalken bereits 1883.
Sicher ist jedoch, dass bereits 1830 zwei verschiedene Parteien in dem Haus wohnten. Der datierte Balken dürfte demnach einen weiteren Umbau anzeigen, bei dem in Haus 6 ein Eingang zur damaligen Baerlaygasse, der heutigen „Straße am Markt“ geschaffen wurde.
Am Ende des 19. Jh. wohnte im linken Teil ein Schmied, rechts war eine Bäckerei, deren Backofen erhalten geblieben ist. Backofen nach 1850, lt. mündlicher Aussage 1896.[9]
Am Ende des 19. Jh. erfolgten die größten, nicht mehr korrigierbaren Umbauten. Zur Straße „Am Markt“ wurden 2 separate Eingänge geschaffen. Der rechte Teil (vom Posthof aus gesehen) wurde aufgestockt, während der linke Teil die ursprüngliche Dachneigung behielt. Trotzdem wirkt der rechte Teil auch zur „Straße Am Markt“ hin archaischer. Bei der Restaurierung der überwiegend barock gestalteten Fassade im Jahre 1997-8 wurden der „moderne“ Eingang zugemauert (jetzt Heizraum) und die unpassenden Glasbausteine, Treppenfliesen und der moderne Putz entfernt. Die Fenster wurden, wie vorgefunden, erneuert und das Haus farblich abgehoben.
Der linke Teil des Hauses, vom Posthof aus gesehen, ist nach dem Umbau von 1896 ein typisches Zeugnis des Historismus, wobei besonders auf die Eingangstür zur „Straße am Markt“, die Fliesen, Türen, die alte Küche mit einer Sandsteinspüle und die Treppe von 1896 hingewiesen wird. Bei einem weiteren Umbau von 1935 wurde der Anbau zur „Straße am Markt“ hin aufgestockt und modernisiert.[10] Spätestens seit dieser Zeit diente das Dachgeschoß als Heuboden und Rumpelkammer. Nach 1958 wurden die Kellertür verbreitert, die zweite Gaube entfernt und die Fenster verändert.
Bei der Restaurierung 1994-96 wurden zumindest die alten Fliesen, die Treppe, die Türen und die historische Küche gerettet. Im Dachgeschoß wurden das Fachwerk, die ursprünglichen Schiefermauern und die ehemaligen Außenfenster wiederhergestellt. Im August 2000 ergab die Untersuchung eines Risses, der durch die Dammbauarbeiten entstanden war, dass die ursprünglichen Fenstergewände in der 2. Etage noch vorhanden waren. Somit konnte zumindest hier ein barockes Zwillingsfenster wiederhergestellt werden.
Heute wird der linke Teil des Zentralgebäudes als Gästehaus mit einer Privatwohnung im Dachgeschoß genutzt.
Zustand des rechten Teils des Zentralgebäudes
Der rechte Teil des Zentralgebäudes war innen völlig heruntergekommen und wies nach mehreren späteren Umbauten schwere statische Mängel auf. Beim Einbau des Backofens am Ende des 19.Jh. wurden im Parterre tragende Wände versetzt, ohne die darüber liegenden Wände abzustützen. Dadurch hatten sich die Bodendielen in der 1. Etage stellenweise bis zu 30 cm gesenkt. Bei der Wiederherstellung 1997/8 wurde das Haus nicht entkernt, sondern vorsichtig zwischen den Balken „ausgelöffelt“ und Stützmauern eingezogen. Das Treppenhaus wurde an die vermutete ursprüngliche Stelle zurückversetzt. (Zwischenzeitlich war dort ein Bäckerladen und zuletzt ein Bad!).
Innen war Haus No.6 unbewohnbar. Einzig eine Schnitzerei an einem Türpfosten, die Türbeschläge und Teile der Treppe zeugten noch von der ehemaligen Bedeutung des Hauses. Dass das Gebäude heute wieder repräsentativ wirkt, wurde nicht zuletzt durch eine genaue baugeschichtlichen Untersuchung ermöglicht, wobei u. a. ein alter Kamin, eine ehemalige Fensternische und die zugemauerten Arkaden freigelegt, sowie die Türen und Wanddurchbrüche wiederhergestellt wurden.
Heute sind, wie vorgefunden, die Eichenbalken der Decken sichtbar, die Balken wurden abgestützt, einige Fachwerkwände freigelegt und neu gefüllt. Der Backofen blieb an seiner ursprünglichen Stelle, die dahinter liegende Kammer, die mit Schiefer gefüllt war, wurde aus statischen Gründen entleert und die tragende Wand, die der Ofen durchschnitt, wieder hochgemauert. Heute ist der Backofen nicht mehr funktionsfähig.
Zum Posthof hin wurde beim rechten Teil des Zentralgebäudes der barocke Zustand der Fassade wiederhergestellt, neuzeitliche Fensterdurchbrüche wurden zugemauert, die Freitreppe renoviert. Auch die Außenansicht des linken Teils, der vom Aufriss her noch spätgotisch oder wie ein Renaissancegebäude wirkt, zeigt nach der Rekonstruktion der Fenster eher eine Barockfassade.
Die Wiederherstellung der ursprünglichen Dachneigung im rechten Teil und der Einbau mindestens dreier Gauben konnte aus Kostengründen nicht realisiert werden. Es kommt hinzu, dass das Kunstschieferdach nur unter großem Aufwand entfernt werden könnte.
Für die Zukunft ist geplant, den aufgestockten Teil zu verschiefern, um wenigstens andeutungsweise dem ehemaligen Charakter des Hauses gerecht zu werden. Auch das noch immer zu große Stubenfenster im linken Teil könnte als Zwilling wiederhergestellt werden, was aber erneuten Baustaub und Lärmbelästigung bedeuten würde.
Heutige Nutzung des rechten Teils des Zentralgebäudes:
2
Gästeappartements in der ersten Etage, im Parterre Küche,
WC’s, ein kleiner Tagungsraum, in dem sich Fotos von Urkunden
aus der Frühzeit der Poststation Lieser befinden. In den Fluren
und in der Diele befindet sich eine ständige Ausstellung zur
Geschichte des Posthofes, in der ersten Etage sind einige Dokumente
aus dem 17.Jh. sowie eine fotounterstützte Darstellung der
Niederländischen Postroute ausgestellt.
Zusammenfassung, Übersicht über die Bauphasen im Posthof:
1.Spätgotik |
Nur Haus No.3, sowie die Umfassungsmauer mit dem Spitzbogentor (Übergang zur Renaissance) |
2. Renaissance |
besonders das Zentralgebäude =Haus No. 5 und 6 mit zugemauerten Arkaden, Renaissance-Türen und Renaissance-Beschläge in der 1.Etage Reste einer Eckarkade zwischen dem Speichergebäude und der jetzigen Freitreppe, zugemauertes „Schneckenfenster“ Haus No.5 (?) Fenster im Dach von Haus No.5 (nur noch von innen sichtbar) Reste im Speicher zwischen Haus 6 und Haus 7, dort auch weitere zugemauerte Arkaden Keller von Haus No.7 mit datierter Nische von 1582, Initialen AB Im rechten Teil des Zentralgebäudes (Haus No.6) ist im freigelegten Mauerwerk ein Vorgängerbau mit Stufengiebel und großem Tor zur jetzigen „Straße am Markt“ nachzuweisen. Dieser Vorgängerbau könnte allerdings auch spätgotisch gewesen sein. Bogentür im Keller unter Haus No.6a. Das eingravierte Datum sagt zwar 1727, sieht aber wie eine neuzeitliche Fälschung aus. |
3. Barock |
- 1723 werden die Arkaden in Haus 6 zugemauert und die Eckarkade abgerissen. -Fenster und Türsturz Haus No.6 (1723 oder 1725) Innentreppe Haus No.6 Einige Fenster in Haus No.5 Umbau Haus No.7, 1726: Das Haus wird aufgestockt. Im Parterre wird nach einem Teilabriss der Arkade ein Zwillingsfenster eingebaut. Eingang und Fenster von 1726, Fenster wiederhergestellt. |
4.Spätbarock |
Haus No.4 mit Rokoko-Scheune und frühklassizistischen Elementen, Baujahr 1750. (Der ursprüngliche Zustand von Haus No.4 ist vom ehemaligen Schulhof aus zu erkennen). Später wird das Haus zum Posthof hin aufgestockt. |
5. 19.Jh. |
vor 1830 Anbau auf der linken Seite von Haus 5, möglicherweise auf alten Fundamenten, da die Außenmauern in Schiefer gemauert und extrem dick sind Neue Teilung des Zentralgebäudes in Haus No.5 und 6 (lt. datiertem Balken =1883). In Haus No.6 werden beim Umbau zur Bäckerei im Parterre tragende Wände versetzt, ein Backofen und ein Verkaufsraum eingebaut 1896 erhält Haus No.5 eine historistisch neugotische Ausstattung, das Bodenniveau im Parterre wird gesenkt, einige Fenster werden umgestaltet. Ein Eingang zur „Straße am Markt“ entsteht |
6. 20.Jahrh. |
1934, Umbau Haus No.5: Aufstockung des Anbaus, Änderung der Fenster zur „Straße am Markt“, vorher bereits Vergrößerung des Stubenfensters zum Posthof. Die Eingriffe in die Bausubstanz waren, zusammen mit den Änderungen der 80ger Jahre, so gravierend, dass die Wiederherstellung des Renaissance-, bzw. Barockhauses nur annähernd möglich war. Nach 1938: Aufstockung des Speichers zwischen Haus No. 6 und 7,
Zementputz, Späte 50ger bis 80ger Jahre: Haus No.5: Einbau moderner Fenster mit „Sprossen in Aspik“, Schiebetür statt der ursprünglichen Kassettentür, Entfernung der Gauben, Einbau Elektroheizung und Bad. 1975 Erste Restaurierung des Posthofes durch die Gemeinde Lieser, unter Aufsicht des Denkmalschutzes. Leider wurde auf den Zementputz des 20.Jahrhunderts ein historischer Putz aufgetragen, der nicht auf dem Untergrund haftet und teilweise wieder abblättert. Restaurierungen 1994-2001: Versuch einer Wiederherstellung von Haus No.5 (bei den Fassaden noch nicht abgeschlossen), Haus No.6, 6a und Haus No.7. Bei der Restaurierung der Gebäude mussten Kompromisse geschlossen werden. So wurden moderne Heizungen, Elektroleitungen und Sanitäranlagen installiert, jedoch ohne die historischen Wände zu beschädigen. Die Fenster zum Posthof wurden, soweit möglich, wiederhergestellt. Die baugeschichtliche Entwicklung ist im Inneren der Häuser sichtbar gemacht, indem die Wände nur angestrichen oder verfugt, aber nicht wieder verputzt wurden. Um den Anbau an Haus No. 5 aus dem Jahre 1934 nicht als Fremdkörper erscheinen zu lassen, wurde die Fassade mit Efeu begrünt. |
Heutige Nutzung der Gebäude im Posthof
Haus No.7 und Haus No.6a (das „Handtuchhaus“) sind Ferienhäuser.
Im Zentralgebäude, Haus No.5-6 sind im rechten Teil archäologische Funde und Dokumente zur Geschichte des Posthofes ausgestellt. Der linke Teil spiegelt 100 Jahre Wohngeschichte wieder.
In der 1.Etage des ehemaligen Posthauses befinden sich mehrere Gästezimmer, die wir bei Interesse gerne nach telefonischer Absprache vermieten, Frühstücksbuffet inbegriffen.
Haus No.3, No.4 und Haus No.7a sind Wohnhäuser in Privatbesitz, der Speicher zwischen Haus No.6a-7 beherbergt u. a. einen Lamborghini-Trecker, die Rokokoscheune wird von einem Winzer genutzt.
Nachdem Sie diese detaillierte Beschreibung durchgearbeitet haben, bleibt Ihnen die Initiative überlassen.
Haben Sie noch Fragen?
Möchten Sie einen Besichtigungstermin mit Führung vereinbaren?
Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung, würden uns aber bei einer Besichtigung im Inneren der Häuser über einen kleinen Obulus für die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ freuen.
Oder würden Sie gerne einmal im Posthof übernachten?
Wenn Sie mehr über die Geschichte des Posthofes und der Poststation Lieser wissen möchten, verweisen wir auf die Zeittabelle in unsere Homepage „www.Alter-Posthof-Lieser.de“, sowie auf die bereits erschienenen Publikationen von Gudrun Meyer.
Ihre Gudrun und Hans-Ludwig Meyer
Tel. 06531-94318 oder 040-7355103
E-mail: „G.H-L.Meyer@t-online.de“
Gudrun Meyer
[1] Franz Schmitt, Chronik Weindorf Lieser, Trier 1988 (Cn), S.189. Die ehemaligen Abfahrrampen wurden erst bei der Kanalisierung der Mosel im Jahre 1964 beseitigt.
[2] Im Kataster-Urriss von 1830 besteht noch der linke Teil des Hauses.
[3] Dieser Name ist in einer Pächterliste von 1581 belegt, vgl., S.161 und S. 287.
[4] In der Steuerliste ist bei Clais die Berufsbezeichnung Postmeister durchgestrichen und durch Fischer ersetzt.
[5] Dendrochronologische Untersuchungen der Balken wären wenig hilfreich, da Eichenbalken jahrzehntelang abgelagert wurden.
[6] Der damalige Postmeister N. Ludwig wohnt trotz eines eigenen Hauses nicht im Posthaus, sondern bei einem reichen „Fischer“, vielleicht dem Fährmann, Cn S.355.
[7] Cn, S. 162.
[8] Eine fast identische Tür und Beschläge ist bei Griep, Kleine Kunstgeschichte des deutschen Bürgerhauses, Darmstadt 1985, 183, Z 77 abgebildet; hier als 16./17. Jh. definiert, ebenso wie die Beschläge.
[9] Der später abgerissene Schornstein wurde an eine anilinblau gestrichene Wand gemauert. Diese Farbe gibt es, lt. Auskunft von H. Müller, Denkmalschutz, Mainz, erst ab 1850. Jakob Thanisch (1906-1997), der aus dem linken Hausteil stammte, sprach von 1896.
[10] Foto des Anbaus vor dem Umbau: Cn, S. 219 und S.225. Der Anbau ist im unteren Teil älter und bestand bereits 1830.